Eine Erklärung

Was ist Zoophilie? Dies in wenigen Worten zu erklären ist schwer. Bücher wurden darüber geschrieben, um dem gerecht zu werden. Auf die Frage nach der Definition des Begriffs Zoophilie gibt es drei abweichende Antworten: Zum einen die der Wissenschaft, das Ansehen in der Öffentlichkeit und zum anderen die der Zoophilen selbst.

In der Wissenschaft wird Zoophilie gemeinhin definiert als das sexuelle Hingezogensein zu Tieren. Das heißt, Betroffene empfinden Tiere bzw. eine oder mehrere Spezies als sexuell anziehend, so wie sich „normale” Menschen zu Personen des anderen oder des gleichen Geschlechts (oder zu beiden Geschlechtern) hingezogen fühlen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies natürlich nicht, dass Zoophile automatisch jedes Tier anziehend finden, das ihnen unter die Augen kommt. Genau wie bei Hetero- und Homosexualität spielen auch hier unzählige Faktoren eine Rolle wie Geschlecht, Aussehen und Charakter.

Zoophilie muss nicht zwangsläufig sexuelle Handlungen beinhalten, doch der Wunsch dazu ist in der Regel stark ausgeprägt, so dass die Auslebung dieser Neigung nahe liegt.

Es gibt Zoophile, die sich in Tiere verlieben können und diese als Lebensgefährten betrachten und behandeln. Für andere steht die Sexualität im Vordergrund und weniger die emotionale Bindung. Und für wiederum andere ist die allgemeine Nähe zu Tieren lediglich eine Vorliebe, die nur sekundär oder gar unbewusst der sexuellen Befriedigung dient.

In der Öffentlichkeit ist das Ansehen von Zoophilen in den letzten Jahren drastisch gesunken. Derzeit erleben wir eine allgemeine Tendenz der Gesellschaft, sich in einem moralischen Rollback zu „gutbürgerlichen“ Werten zurück zu bewegen. Man sieht das auch daran, dass auch das Ansehen der Homosexuellen sinkt. Vor einigen Jahren wäre es wohl undenkbar gewesen, dass ein Volksschullehrer in Baden-Würtemberg mit einer Petition in kurzer Zeit 192.000 Unterschriften sammeln kann, um sich gegen Homosexualität im Rahmen des Aufklärungsunterrichts zu wehren.

Über Zoophilie hat man vor einigen Jahren eher noch salopp gedacht „Na, solange alle Spass haben, lasst sie doch!“. In vielen Ländern Europas waren nicht nur zoosexuelle Kontakte erlaubt, sondern auch Tierpornografie. Wohl fast jeder deutsche Mann, der mal im Rotlichtviertel von Amsterdam war, hat sich schmunzelnd und erregt einen Tierporno angesehen.

Das Ansehen änderte sich rapide in den vergangenen Jahrenmit dem Zulauf auf der Wutbürgerplattform Facebook. Diese Seite eignet sich hervorragend, um in kurzer Zeit und mit knackigen kurzen Sätzen und Thesen Menschen zu mobilisieren. Und so, wie es ein „aufrechter“ Bürger in Emden schaffte, in Facebook schnell einen wütenden Mob vor der Polizeistation in Emden zu organisieren, um einen vermeintlichen Kinderschänder zu lynchen, so haben sich auch Tierschützer und vor allem solche, die es nur vorgeben, geschafft, größere Menschenmengen gegen Zoophile aufzubringen.

Um Zoophilie besonders schlimm, grausam und tierquälerisch darzustellen, wurde von den Zoogegnern Zoophilie mit Zoosadismus vermischt bzw. gleichgestellt. So werden immer wieder blutige, grausame Bilder von Tieren gezeigt, die angeblich von Zoophilen missbraucht und getötet wurden. Mit unglaublichen Behauptungen, wie  Aussage, jedes Jahr würden 500.000 Tiere durch zoophilen Missbrauch sterben oder der immer wieder aufgestellten These, es gäbe duzende oder gar hunderte Tierbordelle, wurde die Bevölkerung weiter negativ beeinflusst.

Unter den Zoophilen selbst ist die Situation deutlich komplizierter. Die Begriffsbedeutung ist in der Regel deutlich enger gefasst, da hier ein gruppeninternes Wertesystem zugrunde liegt. Allerdings besteht auch unter Zoophilen selbst Uneinigkeit über die genau Definition.

Grundsätzlich sind verschiedene Tendenzen zu unterscheiden:

Die eine Gruppe fasst den Begriff Zoophilie sehr eng und setzen eine enge emotionale Bindung zum Tier voraus, um Sexualität zwischen Mensch und Tier zu legitimieren. Diese Menschen versuchen, Tiere als möglichst gleichberechtigten Lebensgefährten zu behandeln und erheben den Anspruch, sie nicht auf bloße Sexobjekte zu reduzieren. Auch führen sie oft die Zeta-Prinzipien als eine Art Richtlinie oder gar Ehrenkodex auf.

Andere fassen den Begriff ein wenig weiter und sehen jeden als zoophil an, der die Zeta-Prinzipen akzeptiert und befolgt. Diese Menschen erheben nicht den Anspruch, den tierischen Partner als gleichberechtigt anzusehen, sondern als das, was es bei jedem nichtzoophilen auch ist, ein geliebtes Haustier. Oft sind diese Menschen nicht „exklusivzoophil“, sondern haben auch menschliche Beziehungen.

Dann gibt es noch eine schwer zu definierende Gruppe, die als „Beastys“ definiert werden. Diese quälen zwar keine Tiere, aber es steht die eigene sexuelle Befriedigung im Vordergrund und nicht die des Tieres. Hierzu zählen auch Fencehopper (wörtlich: Zaunspringer), die ohne das Wissen der betreffenden Tierhalter sexuellen Kontakt zu fremden Tieren suchen bzw. haben. Im Verständnis der Zoophilen wird Beastys und Fencehoppern oftmals deutliche Verachtung entgegengebracht.

Weil man innerhalb einer diskriminierten Gruppe, die Zoophile in der Gesellschaft leider nun mal sind, keine Untergruppen diskriminieren will, lehnen viele Zoophile die Unterscheidung zwischen “guten” und “schlechten” Zoosexuellen grundsätzlich ab. Das Hauptargument ist, dass man ja auch nicht zwischen “guten Homosexuellen” (jenen, die eine homosexuelle Beziehung haben) und “schlechten Homosexuellen” (jenen, die ihre Wochenenden in Darkrooms verbringen) unterscheidet, sondern all diese Menschen als gleichwertige Homosexuelle betrachtet.

Einigkeit besteht in der Abgrenzung zu Menschen, die Tiere als Gegenstände zum eigenen Lustgewinn mißbrauchen oder gar quälen. Zoosadismus ist nicht nur verpöhnt, sondern wird von Zoophilen aktiv verfolgt und die Täter zur Anzeige gebracht.